Squalen – ein Stoff mit besonderen Eigenschaften

Derzeit in aller Munde und in allen Haifischen, besonders ihrer Leber: Squalen. Aber auch als Hilfsstoff für Impfseren war und ist es eine wichtige Zutat.
Aber: ist es per se schädlich oder gar giftig?
Und: ist es wirklich notwendig, Haie dafür zu töten?

Squalen ist chemisch gesehen ein ungesättigtes Triterpen und Zwischenprodukt im Cholesterinstoffwechsel.
Von Squalen lassen sich alle fettlöslichen Vitamine ableiten, also die Vitamine A, D, E und K sowie weitere wie Coenzym Q10 (wobei Q10=Ubichnon strukturverwandt und möglicherweise auch wirkverwandt mit Menachinon-Formen ist).
Das bedeutet, dass Squalen eine wichtige Rolle auch im menschlichen Stoffwechsel spielt – als Zwischenstufe in der Synthese von Cholesterin in der Leber und damit körpereigene Substanz.
Es kommt zum Beispiel auch in Oliven bzw. Olivenöl vor – vor allem in unreifen Oliven und möglicherweise auch in Olivenblättern und damit in Olivenblattextrakt.
Das Interessante dabei: Squalen polymerisiert leicht in Gegenwart von Sauerstoff – unter Oxidation der Doppelbindungen.
Durch die Eigenschaft als Antioxidans unterstützt es andere offenkettige Vitamine wie Lycopin (aus der roten Tomate) oder das gelbe Ubichinon (Coenzym Q10); allerdings ist es zehnmal weniger toxisch als die beiden genannten körpereigenen Stoffe, falls es sich im Fettgewebe anreichert. Bereits 10µM an Ubichinon und die gleiche Menge Lycopin wirken toxisch, während 100 µM Squalen im Körper keine toxische Wirkung hatte.
Squalen an sich ist bei Verwendung als Hilfsstoff bzw. Adjuvans nicht aktiv (1), sondern erst in Kombination mit anderen Inhaltsstoffen eines Impfserums. Dabei spielen neben der Menge und Kombination auch die Art der Verabreichung eine immens wichtige Rolle für eine Immunstimulation (oral, i.v.)
Das klingt auch plausibel, wenn man sich Molekül, Menge und Art der Doppelbindungen anschaut.

Seine Natur als körpereigene Substanz ist derart, dass es als Therapeutikum genutzt wird (2). Dabei ist aber darauf zu achten, dass es nicht weiter oxidiert wird und somit seine Wirkung verliert.
Haifischleberöl wird in der Krebstherapie eingesetzt sowie gegen atopische Ekzeme, die vielleicht am ehesten zum Formenkreis der Neurodermitis zählen.
Da Haifischleberöl zu 50-70% aus Squalen besteht, liegt der Schluss nahe, dass auch reines Squalen oder ähnliche Kombinationen wie in Haifischleberöl  eine derartige Wirkung haben.
Dies ist zum Beispiel auch in Olivenöl und vor allem in Olivenöl aus unreifen Oliven so, denn gerade hier sind Gehalt sowie  Haltbarkeit des antioxidativ wirksamen Squalens nocheinmal verbessert.
Im Olivenöl hat man außerdem weitere stark antioxidative Verbindungen gefunden wie Vitamin E, Oleocanthal, Oleuropein, Hydroxytyrosol und weitere Polyphenole, die im Zuge der Erforschung der ‚mediterranen Diät‘ bzw. der mediterranen Ernährungsweise (zum Beispiel auch gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe in Rotwein bzw. südländischen Früchten und Tees) sich als sehr interessant herausgestellt haben und eine nähere Betrachtung sowie weitere Studien verdienen.
Damit hatte ich deshalb eingehendere Berührung, als dass die Beschreibung von Synergien zwischen kolloidaler Kieselsäure und Polyphenolen wie in Olivenöl für die Entwicklung eines Produkts erforderlich war. Diese Beschreibungen finden sich an anderer Stelle (3).
In neuerer Zeit haben Prof. Christine Lang und Dipl.-Ing. Andreas Raab eine bemerkenswert umweltfreundliche Alternative der Squalen-Gewinnung aus Hefebakterien entwickelt, die unbedingt eine nähere Betrachtung verdienen (4).

Die kursierenden Kontroversen bezüglich einer schädlichen Wirkung von Squalen beruhen im Wesentlichen auf einer Studie  aus dem Jahr 2000 von Asa et al., in der 144 Golfkriegsveteranen untersucht wurden. Bei 95% von ihnen wurden Antikörper gegen Squalen gefunden. Dabei muss allerdings auch bedacht werden, mit welchen Chemikalien und Metallen diese Soldaten noch in Kontakt kamen. Es kann also kein direkter Zusammenhang zwischen Squalen-Antikörpern und dem Golfkriegs-Syndrom hergestellt werden, zumal
1. kein Hinweis darauf gefunden werden konnte, dass Squalen als Impfadjuvans bestimmten Imfseren zugesetzt war und entsprechen Menschen verabreicht worden war
2. gravierende methodische Mängel an der Studie gefunden wurden.

Eine weitere Studie aus dem Jahr 2002 versuchte erneut einen Bezug herzustellen; allerdings war das ebenfalls unhaltbar, da die in Spuren gefundenen Mengen vermutlich auf Fingerabdrücke unzureichend gereinigter Laborgeräte zurückzuführen waren.
Denn: es ist natürlicherweise Bestandteil unseres Hauttalgs und auch in teilweise gesättigter oder ganz gesättigter Form eigentlich immer auf unserer Haut präsent.
Squalen wird (auch deshalb) industriell hydriert und zB. als Salbengrundlage eingesetzt; aber auch die Verwendung als Transformatoröl ist weit verbreitet. Das ist nicht neu, angesichts der Informationslage aber dennoch bemerkenswert.

Fazit:
Man darf schon sehr genau hinschauen, welche Substanz man vor sich hat, wie oxidationsempfindlich sie ist (lichtempfindlich fällt in diesem Fall aus, spielt aber eine Rolle für die oben erwähnten Vitaminoide Lycopin und Ubichinon!) und in welcher Kombination und Menge sie vorkommt (natürlicherweise in Pfanzen und/oder Tieren).
Weiterhin ist darauf zu achten, wie das Molekül sich bei Verarbeitung verändern kann.
Das ist bei anderen fettlöslichen Vitaminen bekannt; besonders bein Vitamin E (s. SELECT-Studie), aber auch bei bestimmten Tocotrienolen im Verhältnis zu Tocopherolen, die gleichsam Bestandteil in Naturstoffen sind.

1. wikipedia.de (abgerufen am 05.10.2020)
2. chemie.de (abgerufen am 05.10.2020)
3. Blog von rilling-healthcare.de (abgerufen am 05.10.2020) und jeweils zitierte Literatur.
4. Innovatives Verfahren zur Herstellung von Squalen mit Hefe (abgerufen 07.10.2020)
5. Corona-Impfstoff könnte eine halbe Million Haie das Leben kosten (abgerufen 19.10.2020)

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2 Kommentare Kommentar hinzufügen

  1. Avatar

    Lieber Bruno
    herzlichen Glückwunsch für deine gelungene Homepage und für deinen spannenden, lehrreichen Artikel über Squalen! Genial, liebe Grüße Susanne

  2. Avatar

    Super Beitrag,habe mich schon gefragt was sie mit den Tieren machen.

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