Silizium und Zähne #3: Ölziehen. Eine vergessene Prophylaxe?

Die Praxis des Ölziehens stammt ursprünglich aus dem asiatischen Raum, zb. der Ayurveda-Medizin des antiken Indiens.
Der Überlieferung zufolge sollte man das morgens vor dem Essen und idealerweise vor dem ersten Trinken eines Bechers/Glases/Tasse Wasser oder Flüssigkeit anwenden.

Anschließend: wieder ausspucken (darauf gehe ich gleich noch etwas ein).

Das Ziel ist die Reinigung des Mundraums und der Zähne, der Zahnhälse, des Zahnzwischenraumes und des angrenzenden Zahnfleisches und der ‚Zahntaschen‘, also des Übergangsbereiches zwischen ZahnFLEISCH, ZahnBEIN und Kieferknochen. Je näher man zum Zahnhals kommt – anatomisch gesehen – und vielleicht später auch pathologisch – umso mehr Angriffsfläche ist gegeben für Bakterien, die im Mundraum ohnehin leben und die mit jeder Nahrung sozusagen ‚gefüttert‘ werden.
Das ist vor allem bei zuckerreicher und damit säurelastiger Nahrung gegeben.

Probieren Sie es aus (und zwar jeweils VOR und NACH dem Ölziehen!):
ein graduiertes pH-Papier (nicht Einteilung pH 0-14, sondern pH 5-9) kann Aufschluss über den momentanen (!) pH- Wert des Speichels und damit der Mundflora geben.
Bakterien gedeihen gerne im leicht pH-sauren Milieu, produzieren aber auch gerne Säuren.
Diese greifen den Zahnschmelz an und können durch langsame kontinuierliche Einwirkung dem Zahnmaterial und dem Zahnhalteapparat schaden.
Kommt dann eine Knochenbelastung hinzu, ein stoffwechsel- und stressbedingter Calciummangel, ein Mangel an Vitamin D, C und ggf. ein latenter Elektrosmog oder Schilddrüsenfehlfunktion, kann das zur Kieferosteopenie führen.
Aber das ist ein anderer Aspekt.

Mir ist wichtig, hier die bakterielle Besiedlung zu betonen, die sich im Laufe dieser Prozesse langsam einstellt.
Diese bakterielle Besiedlung kann zum Zahnfleischrückgang führen, aber auch zu sekundären Entzündungsprozessen wie Schwellung und Bluten des Zahnfleisches, Zahnsteinbildung, Zahnfleischrückgang (es wird immer mehr von Zahnbein sichtbar, was als weicheres Material sehr viel säureanfälliger ist als Zahnschnelz!) und – in extremen Fällen auch Zahnausfall.
Das zunehmende Fehlen der Puffer im ganzen Organismus und das Triggern von proentzündlichen Zytokinen (IL-1, IL-6, MMP8 etc.) kann hier sein Übriges tun – eine Ursache kann wie gesagt das Entgleisen der Pufferkapazitäten und der damit verbundenen Mineraliengradienten sein; ein weiterer Punkt kann die Fernwirkung über Organe sein, die eine lokale Verschiebung – auch bei einem einzigen Zahn! – der MMPs in Richtung akut entzündliche Stoffwechsellage verursacht.

Wie wirkt Silizium hier?

Es kann den Säure-Base-Haushalt durch pH-Pufferung und das Potential im Sinne einer Potential’pufferung‘ (elektronenreich!) unterstützen, kann aber auch gezielt Schadstoffe und Bakterien targetieren, damit sie von Makrophagen gefressen werden oder in einigen Fällen auch selbst ganz einkapseln bzw. immobilisieren und: austrocknen.
Eine ideale Kombination wäre hier eine ölhaltige, zb. im MCT- öder Kokosöl (wie ja auch eingangs erwähnt im ayurvedisch geprägten Raum natürlich wachsend und über viele Jahrhunderte praktisch angewendet!).

Das Öl wird hier einige Minuten im Mund hin-. und herbewegt, dabei mit Wasser und Enzymen verdünnt, wirkt dabei auch speichelanregend! ((Die speichelanregende Wirkung ist übrigens eine sehr spannende, die sich auch auf die Funktion der Bauchspeicheldrüse auswirkt!), kann dabei durch ätherische Öle wie Minze, Grapefruitkernextrakt, Nelke oder Ähnlichem unterstützt werden und wird nach 5-10 Minuten wieder ausgespuckt.
Das sollte auch deshalb geschehen, um die mechanisch und biochemisch gelösten Toxine nicht wieder in den Magen bzw. Körper gelangen zu lassen.
Anfangs kann der Zeitraum auch kleiner sein.

Dann Zähneputzen, ggf. optional ein Wasser trinken (ausspucken/spülen) und erst dann frühstücken.
Denn: wir entgiften nachts – und die Bakterien im Mundraum vermehren sich ebenfalls nachts über viele Stunden.
deshalb ist auch eine vorbeugende Anwendung ABENDS in Fällen erhöhter Belastung sehr hilfreich.

Da Silizium hier besonders gute antivirale/antibakterielle und fungizide Eigenschaften hat, bietet sich eine fettlösliche Formulierung besonders an – ähnlich wie oben skizziert.
Der Vorteil ölhaltiger Formulierungen liegt zum Beispiel im Herabsetzen der Oberflächenspannung.

Solche Formulierungen gibt es zum Beispiel in Form des Silicium Refresh von Rilling Healthcare.
Die Studienlage dazu zeigt in der Praxis eine besonders gute Wirksamkeit im Zahnhalteapparat; dazu gibt es fast nur Anwendungs- bzw. Beobachtungsstudien, die den Kriterien einer RCT-Studie nach schulmedizinischen Kriterien nicht gerecht werden können.
Eine weitere Besonderheit ist wie schon betont hier die Überlappung mehrerer Synergien konzentriert in einem Produkt.
Diese steht übrigens nach aktueller Studienlage einer Spülung mit Chlorhexidin in nichts nach (!, s. 5)

Auch die Zugabe ätherischer Öle in wohlabgestimmter Mischung in derartigen Spülungen ist anhand der angehängten exemplarischen Studien aufgezeigt.
Dabei ist die Auswahl sicherlich ein Kompromiss aus sensorischen und funktionellen Aspekten und eine willkürliche Auswahl, die jeder für sich zusätzlich gestalten kann. Dabei spielen sowohl Dosis als auch die ‚richtigen‘ Kombinationen entscheidende Rollen für nachhaltige Effekte.
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Es bleibt spannend zu beobachten, wie sich das alles entwickeln wird im Sinne echter Praxiserfahrungen.
Denn: der Kunde ist König, entscheidet und bewertet.
Die Nachfrage bestimmt das Angebot – vor allem qualitativ.

Literatur (Auswahl)
1. a) K. Kaufmann, Silizium – Heilung durch Ursubstanz, Helfer Verlag 1997.
1. b) Mucchi D, Baldoni M. Silica solutions (SL) its efficacy in the treatment of chronic periodontitis: a case control study. J Biol Regul Homeost Agents. 2020 Jan-Feb;34(1 Suppl. 1):164-174. DENTAL SUPPLEMENT. PMID: 32064852.

2. Weston A. Price, Ernährung und körperliche Degeneration, Mobiwell (2020) (ursprüngliche Ausgabe in Englisch, 1938).

3. Ramiel Nagel, Cure Tooth Decay, Golden Child Publishing (2011)

4. Dr. J. G. Schnitzer; Nie mehr Zahnweh!, Schnitzer KG Verlag St. Georgen (Schwarzwald) (8. Aufl. 1992).

5. a) Sezgin Y, Memis Ozgul B, Alptekin NO. Efficacy of oil pulling therapy with coconut oil on four-day supragingival plaque growth: A randomized crossover clinical trial. Complement Ther Med. 2019 Dec;47:102193. doi: 10.1016/j.ctim.2019.102193. Epub 2019 Sep 4. PMID: 31780023.
5 b) Kaushik M, Reddy P, Sharma R, Udameshi P, Mehra N, Marwaha A. The Effect of Coconut Oil pulling on Streptococcus mutans Count in Saliva in Comparison with Chlorhexidine Mouthwash. J Contemp Dent Pract. 2016 Jan 1;17(1):38-41. doi: 10.5005/jp-journals-10024-1800. PMID: 27084861.

6. Sezgin Y, Memis Ozgul B, Maraş ME, Alptekin NO. Comparison of the plaque regrowth inhibition effects of oil pulling therapy with sesame oil or coconut oil using 4-day plaque regrowth study model: A randomized crossover clinical trial. Int J Dent Hyg. 2023 Feb;21(1):188-194. doi: 10.1111/idh.12532. Epub 2021 Jun 28. PMID: 34124840.

7. Riley P, Moore D, Ahmed F, Sharif MO, Worthington HV. Xylitol-containing products for preventing dental caries in children and adults. Cochrane Database Syst Rev. 2015 Mar 26;2015(3):CD010743. doi: 10.1002/14651858.CD010743.pub2. PMID: 25809586; PMCID: PMC9345289.

8. a) Campus G, Cagetti MG, Cocco F, Sale S, Sacco G, Strohmenger L, Lingström P. Effect of a sugar-free chewing gum containing magnolia bark extract on different variables related to caries and gingivitis: a randomized controlled intervention trial. Caries Res. 2011;45(4):393-9. doi: 10.1159/000330234. Epub 2011 Aug 3. PMID: 21822018.
8. b) Ghorbani F, Haghgoo R, Aramjoo H, Rakhshandeh H, Jamehdar SA, Zare-Bidaki M. The antibacterial effect of Magnolia mouthwash on the levels of salivary Streptococcus mutans in dental plaque: a randomized, single-blind, placebo-controlled trial. Iran J Microbiol. 2021 Feb;13(1):104-111. doi: 10.18502/ijm.v13i1.5499. PMID: 33889369; PMCID: PMC8043831.
8. c) Chiu KC, Shih YH, Wang TH, Lan WC, Li PJ, Jhuang HS, Hsia SM, Shen YW, Yuan-Chien Chen M, Shieh TM. In vitro antimicrobial and antipro-inflammation potential of honokiol and magnolol against oral pathogens and macrophages. J Formos Med Assoc. 2021 Feb;120(2):827-837. doi: 10.1016/j.jfma.2020.09.002. Epub 2020 Sep 23. PMID: 32978046.
8. d) Lovecká P, Svobodová A, Macůrková A, Vrchotová B, Demnerová K, Wimmer Z. Decorative Magnolia Plants: A Comparison of the Content of Their Biologically Active Components Showing Antimicrobial Effects. Plants (Basel). 2020 Jul 11;9(7):879. doi: 10.3390/plants9070879. PMID: 32664494; PMCID: PMC7411583.https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7411583/

9. a) Raghavan R, Devi MPS, Varghese M, Joseph A, Madhavan SS, Sreedevi PV. Effectiveness of Mentha piperita Leaf Extracts against Oral Pathogens: An in vitro Study. J Contemp Dent Pract. 2018 Sep 1;19(9):1042-1046. PMID: 30287701.
9. b) Tavakoli Ardakani M, Ghassemi S, Mehdizadeh M, Mojab F, Salamzadeh J, Ghassemi S, Hajifathali A. Evaluating the effect of Matricaria recutita and Mentha piperita herbal mouthwash on management of oral mucositis in patients undergoing hematopoietic stem cell transplantation: A randomized, double blind, placebo controlled clinical trial. Complement Ther Med. 2016 Dec;29:29-34. doi: 10.1016/j.ctim.2016.08.001. Epub 2016 Aug 30. PMID: 27912953.

10. a) de Souza AG, Dos Santos NMA, da Silva Torin RF, Dos Santos Rosa D. Synergic antimicrobial properties of Carvacrol essential oil and montmorillonite in biodegradable starch films. Int J Biol Macromol. 2020 Dec 1;164:1737-1747. doi: 10.1016/j.ijbiomac.2020.07.226. Epub 2020 Jul 29. PMID: 32738326.https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32738326/
(kommt dem im Refresh noch am nächsten!)
10. b) Tunç S, Duman O, Polat TG. Effects of montmorillonite on properties of methyl cellulose/carvacrol based active antimicrobial nanocomposites. Carbohydr Polym. 2016 Oct 5;150:259-68. doi: 10.1016/j.carbpol.2016.05.019. Epub 2016 May 10. PMID: 27312637.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27312637/
10 c) Fuentes C, Ruiz-Rico M, Fuentes A, Ruiz MJ, Barat JM. Degradation of silica particles functionalised with essential oil components under simulated physiological conditions. J Hazard Mater. 2020 Nov 15;399:123120. doi: 10.1016/j.jhazmat.2020.123120. Epub 2020 Jun 11. PMID: 32937724. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32937724/
10 d) Sokolik CG, Lellouche JP. Hybrid-silica nanoparticles as a delivery system of the natural biocide carvacrol. RSC Adv. 2018 Oct 30;8(64):36712-36721. doi: 10.1039/c8ra05898a. PMID: 35558928; PMCID: PMC9088810.https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35558928/

11. Artikel 1 zum Thema Si und Zähne
Artikel 2 zum Thema Si Zähne und Zahnhalteapparat
sowie dort zitierte Literatur

12. Praxisanleitung zum Ölziehen – ein Beispiel

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