Silizium und Histamin – eine Bestandsaufnahme

Histamin (Abbauprodukt von Histidin) ist ein biogenes Amin, das ähnlich wie Tyramin (letzteres wird durch Decarboxylierung aus Tyrosin gebildet) hormonartige Funktionen hat.

Welche Rolle hat Silizium hier – und lässt sich das irgendwie belegen?
Welche Produkte wären hier geeignet für eine Histaminsenkung?

Erstmal: Histamin kommt nicht nur in Mastzellen, sondern auch in Epidermiszellen der Magenschleimhaut und in Nervenzellen vor.
Also überall dort, wo Proteinstoffwechsel stattfindet.

Das bedeutet ganz allgemein: wenn der Proteinstoffwechsel nicht komplett durch’organisiert‘ funktioniert, kann sich Histamin bilden. Das ist sicherlich zusätzlich über (Peptid?)hormone gesteuert bzw. diese sind darin involviert.
Fest steht auf jeden Fall: wir brauchen Histamin für die Regulation entzündlicher Prozesse.
Ohne geht’s nicht. Mit zu viel auch nicht…
Aber was ist ein gesunder Rahmen bzw. eine gesunde Bandbreite?
Wenn der Stoffwechsel schlecht funktioniert, kann das zu einer Ansammlung von Histamin – vor allem in den Mastzellen – kommen.

Mastzellen kommen im Bindegewebe vor (s. wikipedia, das man ausnahmsweise hier auch mal als Quelle angeben kann); bei entsprechenden Erkrankungen des Bindegewebes ist also oftmals auch eine Mastzellaktivierung beteiligt, um mit dem entzündlichen Prozess Krankheitserreger auszutreiben.
Das ist erstmal nichts Schlechtes, wenn die Entzündung nur vorübergehen ist und keine Dauerentzündung aufgrund zu hoher Lokalkonzentrationen von Histamin entsteht.
Auch allseits bekannt als das Mastzell-Aktivierungs-Syndrom.
Was aber tun, wenn sich zu viel Histamin angesammelt hat, weil der Körper zu schwach aufgestellt ist, das Histamin zu regulieren?
Was tun, wenn durch dieses ZU viel an Histamin eine chronisch-entzündliche Stoffwechsellage mit Schmerzen resultiert bzw. schon eingetreten ist?
Die schlüssige und naheliegende Antwort wäre: Histamin abbauen.

Marker: DAO (Diaminoxidase) und/oder HNMT (Histamin-N-Methyltransferase) – zwei Enzyme, die in den Nieren gebildet werden.
Also genau da, wo Silizium im Rahmen einer kolloidalen Supplementierung ‚durchspült‘.
Dafür gibt es mehrere Ansätze:
entzündungsarm essen (histaminarm), Vitalstoffe ‚auffüllen‘ (wobei das limitierende Kriterium ja oftmals schon im Magen beginnt – Histamin bildende Zellen sitzen auch in der Magenschleimhaut!

Die Funktionen von Silizium für den Magen sind hinreichend erforscht und unglaublich spannend; gleichzeitig aber auch hoffnungsvoll. Denn: Magensäure lässt sich ‚besser‘ bekommen. Mit: Kieselsäure.
Die weiteren sehr komplexen Zusammenhänge – der Magen ist SAUER und funktioniert anders als alle anderen Stoffwechselorgane des Körpers – sind an anderer Stelle genannt; deshalb kann das hier nicht im Detail ausgeführt werden.

Aber Silizium hat im Darm auch eine Funktion; die der Schleimhautstärkung und der Symbioselenkung.
Das bedeutet: auch histaminbildende Bakterien werden reguliert. Auf biochemischer, aber auch genetischer Ebene.
Die Histamintoleranz und ‚Spitzen‘ einer Überproduktion können reguliert werden auf ein normales Maß, das Symptome einer Dauerentzündung lindert oder manchmal auch ganz beseitigt.
Das heißt nicht unbedingt, dass man völlig gesund ist, aber man ist zumindest symptomfrei und kann sich somit einer deutlich besseren Lebensqualität freuen.

Die Funktion von Bacillus subtilis

Bacillus subtilis funktioniert hier als symbioselenkendes ‚Mittel‘ der enzymatischen Spaltung und des Abbaus von Histamin.
Das bezieht sich auf die Peristaltik der Mastzellen (die periodisch Histamin ausschütten), aber auch des biochemischen Abbaus im Lumen des Darms (Magens weniger, weil ein aktives Bacillus subtilis im Magen so nicht lebensfähig ist! Darin liegt zB. ein entscheidender Vorteil sporenbildender Probiotika).

Bei entsprechenden Kombipräparaten muss diese Synergie zwischen Silizium und den Bakterien unbedingt berücksichtigt werden. Denn: Symptome einer Histaminintoleranz HIT beinhalten nahezu IMMER eine komplexe Darmproblematik mit Multimorbidität, also zB. Bindegewebs- oder Nervenbeteiligung.
Das betrifft zum Beispiel auch das enterische Nervensystem und psychiatrische Symptome.
Insofern sind hier zusätzlich Mittel zu wählen, die Histamin abbauen können und die einen vollständigen zeitnahen Abbau der Proteine und der histaminhaltigen Speisen ermöglichen. Damit fällt man auch nicht gleich auf Null, was Histamin angeht.

Es gibt einige hoffnungsvolle Erfahrungsberichte insbesondere mit dem Silicium Subtilis von Rilling Healthcare.
Allerdings kann auch dieses Mittel nicht zaubern.
Sinnvolle Interventionen habe ich zB. auch mit einem Retard-Niacin (=Inositolhexaniacinat = No-Flush-Niacin. Meint alles dasselbe) gesehen – in geeigneter Kombination mit dem natürlichen ‚Antihistaminikum‘ Vitamin C (Verbindung zu psychiatrischen Therapiekonzepten – s. A. Hoffer); ein weiterer Kandidat sind schwefelhaltige Aminosäuren in entsprechender Form (zB. SAMe, NAC) bzw. eine geeignete Schwefelquelle.
Die kann auch aus MSM bestehen; ggf. sind weitere Konzepte mit einzubeziehen. Schwefel ist halt ein zweischneidiges Thema: einerseits brauchen wir das in Form von Glutathion als essenzielles Tripeptid; andererseits sind Thiole und Mercaptane auch nicht grundsätzlich ‚gesund‘.
Art und Dosis der Mittel in Kombination kann nicht vorhergesagt werden; dafür ist die biochemische Individualität zu unterschiedlich.

Was tun bei Vorliegen von Entgiftungsstörungen

Hier ist ein multimodaler Ansatz nach Symptomlage gefordert. Je nach Zustand des Organismus müssen dieser zuerst aufgebaut oder entsprechende Krankheitserreger aus dem Körper geschafft werden.
Das beinhaltet immer auch eine Verbesserung des Immunsystems, um entsprechende Stoffwechselleistungen erbringen zu können.

Dazu macht es nach meinem Verständnis Sinn, von der Quelle bis zur Mündung vorzugehen. Der Magen spielt hier für mich eine zentrale Rolle. Auch weil hier eine zentrale Station für die Auswirkung von Stress gegeben ist.

Achtung: Silizium kann – und wird irgendwann – den Bedarf anderer Vitalstoffe erhöhen. Demgegenüber steht eine Verbesserung der Integrität der Darmschleimhaut. Hier stellt sich nach den bisherigen Erfahrungen ein Gleichgewicht ein – was auch theoretisch Sinn macht. Langfristig darf eine Verbesserung erwartet werden – ggf. in Verbindung mit entsprechend individuell auszugestaltenden Therapiekonzepten.

Unverträglichkeitsreaktionen sind nicht notwendigerweise Allergien gleichzusetzen.
Eine Übersicht biogener Amine und entsprechender Gehalte findet sich etwa bei eucell.de.
Das Interessante: Fermentierte Lebensmittel wie Käse enthalten ziemlich viel davon.
Darin liegt das Problem – aber auch die Lösung.
Nämlich die Regulation des Mikrobioms.

Fazit
Es gibt viele Wege, einer Histaminose und damit einer HIT und einem Mastzellaktivierungssymndrom zu begegnen.
Wer das schafft, dem geht es nicht nur physisch, sondern auch psychisch besser.

Literatur (Auswahl):

1. https://de.wikipedia.org/wiki/Histamin

2. Lee YC, Lin CS, Liu FL, Huang TC, Tsai YH. Degradation of histamine by Bacillus polymyxa isolated from salted fish products. J Food Drug Anal. 2015 Dec;23(4):836-844. doi: 10.1016/j.jfda.2015.02.003. Epub 2015 Mar 21. PMID: 28911502; PMCID: PMC9345454.

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28911502/

3. Jeong Seon Eom 1, Bo Young Seo 1 and Hye Sun Choi 1*; Biogenic Amine Degradation by Bacillus Species Isolated from Traditional Fermented Soybean Food and Detection of Decarboxylase-Related Genes
https://www.jmb.or.kr/journal/view.html?doi=10.4014/jmb.1506.06006

4. OSEF KIMHI$ AND BORIS MAGASANIK, Genetic Basis of Histidine Degradation in Bacillus subtilis*
THE JOURNAL OF BIOLOGICAL CHEMISTRY, Vol. 245, No. 14, Issue of July 25, pp. 3545-3548, 1970.

5. Li, L., Ruan, L., Ji, A. et al. Biogenic amines analysis and microbial contribution in traditional fermented food of Douchi. Sci Rep 8, 12567 (2018). https://doi.org/10.1038/s41598-018-30456-z
https://www.nature.com/articles/s41598-018-30456-z

6. Pištěková, H., Jančová, P., Buňková, L. et al. Detection and relative quantification of amine oxidase gene (yobN) in Bacillus subtilis: application of real-time quantitative PCR. J Food Sci Technol 59, 909–916 (2022). https://doi.org/10.1007/s13197-021-05090-9

7. Yang, H.-J.; Zhang, T.; Yue, Y.; Jeong, S.-J.; Ryu, M.-S.; Wu, X.; Li, C.; Jeong, D.-Y.; Park, S. Protective Effect of Long-Term Fermented Soybeans with Abundant Bacillus subtilis on Glucose and Bone Metabolism and Memory Function in Ovariectomized Rats: Modulation of the Gut Microbiota. Foods 2023, 12, 2958. https://doi.org/10.3390/foods12152958
https://www.mdpi.com/2304-8158/12/15/2958

8. Butor, I.; Jančová, P.; Purevdorj, K.; Klementová, L.; Kluz, M.; Huňová, I.; Pištěková, H.; Buňka, F.; Buňková, L. Effect of Selected Factors Influencing Biogenic Amines Degradation by Bacillus subtilis Isolated from Food. Microorganisms 2023, 11, 1091. https://doi.org/10.3390/microorganisms11041091

9. K. Kauffmann, Der Histamin-Irrtum, Weg von Radikaldiäten und Verbotslisten – die Formel für ein gesundes Leben MIT Histamin, VAk-Verlag (2021).

10. A. Hoffer, A. W. Saul, W.B. Parsons, Niacin in der Behandlung, Aba Verlag (2018).
https://abaverlag.de/shop/produkt-anzeigen/niacin-in-der-behandlung/1676
https://bruno-kugel.de/vitamin-b3-das-wichtigste-b-vitamin/

11. https://www.eucell.de/ernaehrung/lebensmittellisten/biogene-amine/tyramin

 

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