Omega3 – ein besonderes Öl. Fisch oder Algen – wie hätten Sie es denn gern?

Um darüber zu schreiben, muss erst definiert werden, was ‚Omega3‘ überhaupt bedeutet.

Omega3-Fettsäuren sind klassifiziert – aus chemischer Sicht – als vom C-Atom der endständigen Methylgruppe der Fettsäuren aus gezählt in 3. Position befindliche Doppelbindungen OHNE nähere Definition der sonstigen Umgebung (gesättigt, ungesättigt, mehrfach ungesättigt, konjugiert, Transfettsäuren oder Doppelbindungen in cis- oder trans-Konfiguration bzw. entsprechender Isomere).
Dabei ist auch unberücksichtigt, ob es dabei um freie Fettsäuren geht oder um mit Glycerin oder anderen Alkoholen veresterte Fettsäuren. Gerade letzteres ist ein häufig übersehenes, aber wichtiges Detail.
Bilder dazu gibt es im Internet zuhauf; daher verzichte ich in diesem Blogbeitrag darauf.
Aber eigentlich sind genau diese Detailbetrachtungen entscheidend. Denn:
die Empfindlichkeit für Oxidationen dieser für uns so wichtigen Fettsäuren hängt an der ‚Verpackung‘ und der Lage der Doppelbindungen.
Je mehr Doppelbindungen vorhanden sind und je besser diese angegriffen werden können – von Oxidationsmitteln bzw. Elektronenräubern – umso eher werden die Öle sensorisch gesehen ranzig und biochemisch gesehen unbrauchbar bzw. verlieren ihre physiologische Funktion. Die für uns wichtigen Fettsäuren sind meist cis-Fettsäuren, während die trans-Fettsäuren oftmals richtigerweise als ‚böse‘ Fettsäuren bezeichnet werden.

Gleichermaßen werden die Omega6-Fettsäuren vielfach als schlecht bezeichnet, während Omega3-Fettsäuren als ‚gut‘ bezeichnet werden.
Dabei wird leider auch unterschlagen, dass zB. die alpha-Linolensäure viele Umwandlungsschritte benötigt, die wiederholt eine Kettenverlängerung und eine Desaturase (also eine Enzymaktivität) braucht, um den Grad der ungesättigten Fettsäuren einer EPA und DHA zu erreichen.
Es ist aber auch so, dass der Körper Substrate braucht in Form von Omega6-Fettsäuren, um daraus erst Omega3-Fettsäuren zu bauen. Das sorgt vielleicht erstmal zur Verwirrung, entbehrt aber nicht der Tatsache, dass Linolsäure gebraucht wird. Auch therapeutisch wird diese eingesetzt bei rheumatischen Beschwerden (s. zB. Nachtkerzenöl und Borretschöl).

Aber es soll hier ja um Omega3-Fettsäuren gehen.
Maßgebend dafür sind analytische Kriterien, wie sie anhand des HS-Index festgelegt worden sind.
das bedeutet:
-HS-Index (sollte idealerweise zweistellig sein; wünschenswert wäre ein Index >12. Toxische Nebenwirkungen konnten bisher nicht beobachtet werden; dadurch, dass Tests oftmals bedauerlicherweise falsch durchgeführt werden, ist das schon ein Problem, auch wenn Tests gemacht werden. Was auch zunehmend selten der Fall ist. Die Menschen wissen also nichts von ihrem Mangel…). Ein einmalig durchgeführter Test ermittelt außerdem nur einen momentanen Stand der Dinge und ist in Abständen zur Sicherheit idealerweise wiederholbar. Auch um nachzuweisen bzw. zu bestätigen, das und ob sich etwas tut bzw. getan hat.
-Verhältnis gesättigte zu ungesättigten Fettsäuren (wobei ungesättigte Fettsäuren auch Trans-Fettsäuren sein können!)
-Verhältnis gesättigter zu einfach ungesättigten und einfach ungesättigter zu mehrfach ungesättigten Fettsäuren
Hier wird es meistens schon komplexer und komplizierter nachzuweisen, welche Fettsäuren eigentlich schädlicher sind bzw. ob sie im Körper durch eine entsprechend oxidative – elektronenarme – Stoffwechsellage erst gebildet werden.

Der letztgenannte Aspekt legt in einem ersten Impuls vielleicht nahe, MEHR Omega3 einzusetzen, um die Stoffwechsellage zu entspannen und eine antientzündliche Stoffwechsellage zu erreichen.
Aber: ist das wirklich so?
Schauen wir uns das einmal genauer an.
Auch anhand der Kategorisierung von den gängigen Fettsäuren, die zum Stoffwechsel des Omega3 beitragen.

Allgemein ist es so, dass Omega3-Fettsäuren zu einem besseren Verhältnis von Omega3:Omega6 beitragen. Dazu zählt auch die Alpha-Linolensäure, die nicht immer einen guten Namen hat.
ABER: sie kann die Funktionen von EPA und besonders DHA nie ersetzen (!). Außerdem ist die Konversionseffizienz von alpha-Linolensäure zum EPA schon schlecht und weiter zum DHA noch schlechter, so dass Alpha-Linolensäure eigentlich nur brauchbar ist als Grundstoff bzw. einer Art Lückenfüller für einen besseren Omega3:Omega6-Wert. Damit ist keine biologische Funktion von EPA, DHA oder anderen höher ungesättigten Fettsäuren möglich (ja, die gibt es auch noch…).

Linolsäure (18:2; gemeint ist hier mit 18 die Zahl der Kohlenstoffatome und 2 die Anzahl der Doppelbindungen – beide in cis-Konfiguration) ist deshalb auch ein Grundstoff für den Fettsäurestoffwechsel, weil daraus mehrfach ungesättigte Fettsäuren entweder enzymatisch oder anders biochemisch hergestellt werden können.
Allerdings ist Linolsäure eine Omega6-Fettsäure – wenn auch eine ‚gute‘, d.h. eine mit potentiell schmerzlindernder und entzündungshemmender Wirkung. Das soll nur eins der wenigen Beispiele sein, dass man nicht pauschal sagen kann ‚Omega6 ist durchweg schlecht‘.
Es ist eben nur ein Beweis dafür, dass der Stoffwechsel der Fettsäuren ein komplexer ist. Und dass diese Ausnahme die allgemeine Erkenntnis nicht infrage stellt, dass eine zu hohe Belastung mit Transfettsäuren und Omega6-Fettsäuren eine proentzündliche Stoffwechsellage unterhalten.

Alpha-Linolensäure (nicht zu verwechseln mit gamma-Linolensäure) ist die einfachste (18:3) Omega3-Fettsäure, die in zB. Leinöl enthalten ist. Alpha meint hier die Omega3-Fettsäure (während gamma die entsprechende Omega6-Fettsäure meint).

EPA Eicosapentaensäure ist im eigentlichen Sinne eine der beiden oft genannten bzw. auch gemeinten Omega3-Fettsäuren (20:5). Sie hat vor allem antioxidative entzündungshemmende Eigenschaften.
Sie kommt oft zusammen vor mit DHA.

DHA Docodahexaensäure ist die eigentlich interessantere, aber von allen Omega3 Fettsäuren empfindlichste Omega3-Fettsäure. Sie ist wie EPA auch licht, und tempertaturempfindlich und sollte gekühlt gelagert werden. Die Tatsache, dass sie vor allem in Kaltwasser-Fettfischen vorkommt, zeigt eindrucksvoll auf,. Das die Erwärmung der Weltmeere keine gute Basis für diese Fische darstellen und dass etwa Industrieabwässer schon deswegen toxisch werden können, weil die Temperatur der Gewässer verändert wird (!).

Welche Konsequenzen hat das für die Gewinnung und was ist noch diesbezüglich wichtig?

Je frischer der Fisch, umso gehaltvoller das Öl.
Diese einfache Formel wird leider oft nicht beherzigt. Durch längere Lagerung und unterbrochene Kühlketten entstehen so mehrere Qualitäten bzw. deutlich kategorisierbare Qualitätsunterschiede. Das ist ähnlich wie beim Olivenöl, wo es ebenfalls mehrere Qualitätsstufen gibt, die aufgrund ungeeigneter Erntezeitpunkte, langen Transportwegen und Verarbeitungssubunternehmertum basieren. Ein sehr sensibler Bereich, der Probleme aufwirft jenseits von der heute ‚üblichen‘ Belastung mit Schwermetallen wie Aluminium, Quecksilber, Cadmium, Mikroplastik & Weichmachern (alles unter 2 µm findet Eingang in die Nahrungskette!, ggf. auch: ‚Giftung‘ durch Glucuronsäure), Pestiziden (sind meist fettlöslich!), Medikamenten und vielen weiteren Toxizitätsquellen aus Schweröl, Verklappen von radioaktiven Substanzen und Farbstoffen aus der Textilindustrie. Die Liste ist sehr lang, hat aber auch vielfältige und genau so lange Listen mit Auswirkungen auf weiterhin in Fischen enthaltene Inhaltsstoffe, die uns eigentlich guttun sollten.

Das fängt eigentlich schon bei den Algen an: beispielsweise Hämatococcus pluvialis ist zB. eine Quelle für Astaxanthin – ein Vitamin A-Abkömmling, der nicht nur in dieser Alge vorkommt, sondern auch im Lachs und dem Gefieder des Flamingo.
dieses potente Antioxidans wird durch vorgenannte Toxine zunichte gemacht; kommen dann noch schlechte Lagerungsbedingungen des gewonnenen Algenöls dazu, kann das dazu führen, dass die Wirkung der eigentlich guten Inhaltsstoffe sich ins Gegenteil verkehrt oder zumindest die ‚gute Wirkung dahin ist. Das gilt im Übrigen auch für Studien, die damit durchgeführt werden; hier wäre maximale Sorgfalt anzuraten. Es entzieht sich selbstverständlich, meiner Kenntnis darüber – und ich möchte auch nicht pauschal alle Omega3-Produkte als schlecht darstellen oder Studien infrage stellen – das pauschal zu verurteilen. Aber die Benennung der Problematik bei der Handhabe der Öle gehört einfach dazu.

Interessanterweise sind alle der oben angeführten Toxinquellen bekannte Hormongifte, die auch bereitwillig mit Fetten und besonders DHA reagieren können, wobei DHA auch auf das Hormonsystem großen Einfluss hat.

Algen haben nichtsdestotrotz auch eine weitere bekannte Eigenschaft: ein hohes Detoxpotential.
Das ist nicht nur den zusätzlichen fettlöslichen Substanzen geschuldet. Die am Stoffwechsel teilnehmen, sondern das berührt eine weitere Eigenschaft meines Lieblingsspurenelements: die meisten Algen – insbesondere Kieselalgen – akkumulieren Kieselsäure. Diese Kieselsäure kann wie schon mehrfach betont auch an Proteine und Fette binden, so dass hier naturgemäß schon eine ‚Entgiftung‘ der Alge selbst stattfinden kann. Sofern sie Gelegenheit hat, Kieselsäure in löslicher Form zu akkumulieren.
Weiterhin sind Algen mit Bakterien verwandt; das hat wiederum mit dem Entstehungsprozess der Erde und einfachsten Lebensformen zu tun.

Empfehlenswert wäre für die Gewinnung von Algenöl also gleichfalls eine von der aluminiumhaltigen Atmosphäre weitgehend abgeschottete Wachstumsbedingung – was auch weitgehend erkannt wurde und realisiert wird (obwohl es im Mainstream bei weitem noch nicht angekommen ist. Aber das kennen wir ja schon von den Erlebnissen und Berichterstattungen der letzten 3 Jahre…).

Standards einzuführen, in denen ‚Grenzwerte‘ krebserregender Substanzen immer weiter hochgeschraubt werden, ist keine Lösung, sondern verlagert die Problematik in Bereiche der Ökologie, die wir mittel- und langfristig nicht mehr bewältigen können.
die düsteren Aussichten: ein globaler Exitus viele Pflanzen-, Insekten-, Tierarten und an der Spitze der Nahrungskette auch des Menschen. Die Frage ist, ob wir das wollen und das Ruder herumreißen.
Das ist kein optionales Szenario, an dem politisch nach Belieben herumgeflickt werden kann.
Die Zeit läuft. Nutzen wir sie? Haben wir die Bedeutung von Omega3 erkannt?

Ganz früher gab es Lachse in Rhein und Donau. Und vielleicht auch an Zuflüssen.
Fischessen war ein Armenessen; der Inbegriff des armen Menschen war der Fischer.
Weil es das im Überfluss gab. Und weil alles bio war und die Fische sauber (bio ist nur ein vom Menschen geschaffenes Konstrukt zur Fata Morgana des Sicher-Fühlens).
Und heute?
Durch intensives Leerfischen und Überfischen – viel mehr als wir brauchen – der Meere und Flüsse ist der Lachs vorübergehend vom Aussterben bedroht oder verschwand zumindest hierzulande von der Bildfläche…

Der nächste Aspekt, der bei Omega3 eine Betrachtung verdient ist wie schon betont die Verarbeitung. Das betrifft nicht nur die Öle an sich, sondern fängt schon auf See an: welcher Fisch, wann und wie gefangen, Kühlketten, Verwendung verschiedener Organe, Weitertransport, ggf. Verwendung als Vollspektrum-Öl (da gibt es auch genügend Missverständnisse), ggf. Erweiterung des Fettsäurenspektrums, Nutzung des Kompletten Fisches (oder wird nur die Leber verwendet?) und vieles weitere.
Von Fangzertifizierungen und Fanggebieten wird viel berichtet; wie dagegen die Praxis und das Einhalten der Vorgaben funktioniert, hängt von der Überprüfung ab und liegt in der Hand weniger Fangflotten, die meist in den Nordmeeren ihrem Geschäft nachgehen. Ob das wirklich nachhaltig ist, kann Ottonormalbürger gar nicht beurteilen.

Ein letzter Punkt den ich erwähnenswert finde: der Veresterungsgrad der Fettsäuren. Das spielt auch bei Omega3-Fettsäuren eine Rolle; also kurz gesagt: wie stark sind die Carbonsäuren an zB. Glycerin gebunden, wie hoch ist der Phosphatanteil/Phosphatidylcholin-Anteil, sind evtl. fettlösliche Kollagenanteile zusätzlich enthalten oder zugemischt werden (wobei der Definitionsspielraum für die Anteile des Kollagens denkbar groß ist. Dazu gehören bekanntlich auch fettlösliche Vitamine).

die Verarbeitung ist nicht immer negativ zu sehen, sondern auch im Sinne einer Aufkonzentrierung der guten und die Eliminierung der schlechten Bestandteile.
Zum Beispiel können die Knochen der Fische genutzt werden um ein hochwertiges Kollagen herzustellen, das eigentlich ein ‚Abfallprodukt‘ ist.
Auch die bereits angesprochene Erweiterung des Fettsäurespektrums ist möglich. Hierzu eignen sich verschiedene Öle, die aber hier nicht ausführlich besprochen werden können.
Ein Beispiel ist ein gutes Olivenöl (für das leider keine Health Claims existieren). Aber auch andere Polyphenole können nicht nur zum verbesserten Wirkspektrum beitragen, sondern auch die Haltbarkeit der Öle verlängern. Damit ist NICHT ein allenfalls sensorisch wirksames Citrus- oder Orangenöl gemeint.
Möge dieser Artikel so manchen Anwender zum Nachdenken bringen.

Über die Wirkung von Omega3 könnte ich separat ganze Seiten schreiben.
Das ist schon deswegen wichtig, weil die Entstehung des Lebens im Meer stattfand und Algen als Omega3-Lieferanten genau so eine wichtige Rolle gespielt haben wie das unscheinbare Silizium in Form löslicher Kieselsäure. Das wusste schon Prof. Hugo Schulz, aber auch Prof. Butenandt.
Es gehört für mich definitiv zu den Sachen, die absolut essenziell sind und nicht entbehrt werden können.

Lit.:
1. Zur Nomenklatur:
https://de.wikipedia.org/wiki/%CE%91-Linolens%C3%A4ure
2. https://www.nature.com/articles/s41893-020-0567-9
https://jnanobiotechnology.biomedcentral.com/articles/10.1186/s12951-023-01830-5
3. Studienlage listet alleine 1075 Studien nach schulmedizinischen Kriterien (RCTs) zu den unterschiedlichsten Kriterien auf (abgerufen am 14.09.2023). Link: RCT-Studien zum Thema Omega3 – Fettsäuren
4. Synergie von Silizium und Olivenöl anhand von Studien, Inhaltsstoffanalysen und praxisnahen Überlegungen
5. Zur Testung und zum HS-Index 

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