Osteoporose und Knochenprobleme – Pandemie eines Mangels an Vitamin D und Silizium?

In Zeiten, in denen andere Dinge wichtiger zu sein scheinen, nehme ich mir die Zeit, um über ein überaus wichtiges Thema zu reden, was eigentlich jeden angeht.
Die jüngsten Erkenntnisse – ich möchte noch nicht einmal sagen, dass sie wissenschaftlich sind – erfordern eine Neubeschäftigung mit diesem Thema sowie eine weitere Verbreitung.

Knochenprobleme gehen uns alle an – ob Osteoporose in den Knochen, ob Bandscheibenvorfall, Wirbelbruch, Oberschenkelhalsbruch, Ermüdungsbrüche in Fuß- und Handknochen, ‚Kalkschulter‘, Deformationen verschiedenster Art.
Gleichzeitig treten schon fast pandemisch  stressbedingte Darmprobleme, Bindegewebsprobleme, erschöpfte Pufferkapazitäten, hormonelle Probleme und vieles mehr gleichzeitig auf.
Was haben sie alle gemeinsam?
Was hat das ganze mit Kieferproblemen und dem Zahnhalteapparat zu tun?
Und wo ist präventiv am meisten anzusetzen?

Vitamin D-Mangel – eine Pandemie
Ein Knackpunkt in der Entwicklung der Knochengesundheit ist sicherlich die bahnbrechende Publikation von Veugelers et al. von 2014. Darin ist ein Rechenfehler im Bedarf von Vitamin D offengelegt: wir brauchen durchschnittlich 8000 IE täglich und nicht 800 IE, wie bis dahin angenommen.
Wir brauchen also 10mal so viel Vitamin D als bisher bekannt (!).
Eine sehr gute und detaillierte Analyse der Lage von Prof. Jörg Spitz & Chris Göthel dazu zeigt hier deutlich, dass noch sehr viel Aufklärungsarbeit erforderlich ist.
Was in diesem Zusammenhang wichtig ist: Vitamin D ist zwar Knochenvitamin, aber alleine Vitamin D verhindert noch keine Osteoporose.
Das Calcium-Paradoxon (zu viel Calcium in Gefäßen, zu wenig in den Knochen) wirft weitere Fragen auf.
Demzufolge sind alle bisher durchgeführte Studien mit teils 10fachen Mengen an Vitamin D zu wiederholen (!)
Es geht aber noch weiter.
Vor diesem Hintergrund erscheinen gerade die Calcium-Transporter Silizium und Vitamin K2 als Menachinon MK-7 als die vielleicht engsten Cofaktoren für Vitamin D neben den im Folgenden genannten.
Insbesondere Kieselsäure ist hier aufgrund der vorhandenen Menge und dem Umsatz im menschlichen Körper aufgrund seiner Transporteigenschaften vermutlich ein bisher völlig unterschätzter Cofaktor von D3, was sich in einigen Studien und Arbeiten von R. Jugdaosingh auch andeutet. Synergien und Cofaktoren sind auch anhand qualitativ hochwertiger Produkte neu zu bewerten (zum Beispiel die frühen Arbeiten von Prof. Carlisle). Außerdem gibt es genetische Faktoren, die bisher völlig unberücksichtigt blieben.
Ein zweiter Punkt ist die ‚richtige‘ Wahl wirksamer kolloidaler Produkte – eine ebenso falsch verstandene wie unterschätzte Tatsache.
Hier gibt es viel inkohärente Forschung und wenig Kooperationen. Warum?

Ansätze der orthomolekularen Medizin
Was ist mit den Calcium-Transportern und weiteren ‚Cofaktoren‘ von Vitamin D?
Magnesium aktiviert Vitamin D – hat aber noch viele weitere Eigenschaften. Mehr Stress führt zu mehr Magnesiumbedarf.
Vitamin K2 ein wichtiger Cofaktor von Vitamin D, der seinerseits Calciumtransporter steuert über die Carboxylierung von Osteocalcin und Matrix-GLA-Proteinen.
Silizium ist das einzige Mineral, das als kolloidale Kiesesäure sowohl Calciumtransporter als auch Kollagenbildner ist, also für Festigkeit und Elastizität von Kollagen sowie Mineralisierung der Knochen wichtig ist.
Hier gibt es ein viel größeres Problem: wir haben einen Mangel im Überfluss, der kaum bekannt ist.
Das liegt an unserer industriellen Ernährung, aber auch daran, dass wir zum Beispiel zu wenig Grünes essen (hier auch: Gräser, Beeren, Früchte, Kohl, Fermentiertes etc.).
Zink ist direkt beteiligt an der Aktivierung von Pro-Vitamin A (natürliches beta-Carotin) zu aktivem Retinol bzw. weiteren Vitamin-A-Derivaten. Zinkmangel bedingt damit auch einen Mangel an aktivem Vitamin A und damit auch einen schlechteren Vitamin-D-Stoffwechsel.
Zink ist aber auch beteiligt an hormonellen Regulationen und der Entgiftung sowie der Bekämpfung akuter Infekte. Außerdem wirkt es eng mit dem besonders wichtigen kollagenbildenden Vitamin C zusammen.
Besonders bei Frauen sind hormonelle Probleme heute leider eher die Regel als die Ausnahme.
Vitamin A ein wichtiges Vitamin, das ebenfalls wie Vitamin D eine hormonelle Wirkung hat. In einem weiteren Artikel habe ich zu Zink und Vitamin A bereits einiges beschrieben.
Bor scheint als weiterer Cofaktor von Vitamin D ebenfalls eine Rolle zu spielen.
Einige Parallelen zum Silizium: Bor ist klein, im Körper negativ geladen, eine Lewis-Säure, bildet Netzwerke als Hydroxid und Salz (‚Kaiser‘-Borax) und ist nicht nur für die Knochengesundheit wichtig, sondern auch für das Knorpelbindegewebe wichtig.
Calcium sorgt für Knochenmineralisierung, hat aber auch neutralisierende Funktionen für saure Stoffwechselzwischenprodukte. Die Menge (1000-1200 g im Körper; Tagesbedarf ca. 400-1500 mg, durchschnittlich ca. 700 mg) ist dabei nicht alles; entscheidend ist die Verteilung zum Stärken des Knochenkollagens. Unter anderem deshalb halte ich die Calcium-Transporter für wichtiger als den Calciumgehalt an sich.
Phosphat Unter anderem ‚Signalgruppe‘ und ebenfalls Knochenbaustein, aber auch Energieträger (zB. im ATP).
Omega3-Fettsäuren à sind in unserer Ernährung vor allem in Form von EPA (Schmerzlinderung) und DHA (‚Matrix‘ unseres Gehirns) oft zu wenig vorhanden und haben über Entzündungskaskaden und hormonelle Regulationen auch Einfluss auf den Knochenstoffwechsel.
Wichtig ist hier eine Verbesserung der Immunität und der Mitochondrienstoffwechselsituation.

Im weiteren Sinne sind auch Vitamin C (dosisabhängig auch als Ca-Transporter!) und weitere Kollagenbildner zu berücksichtigen.
So fördern etwa auch Lysin, Prolin und Glycin den Kollagen- und Bindegewebsaufbau, ebenso wie etwa Knochenbrühe guter Qualität und entsprechender Rezeptur.

Weitere Ursachen
Der Verlust der Ca/Mg-Balance ist ein Hauptgrund für die Entwicklung einer Osteoporose. Dem geht allzuoft gerade bei Frauen ab 35 ein Siliziumverlust voraus.
Was viele nicht wissen: der Verlust dieser Balance verursacht eine hormonelle Schieflage, die sich in Wechseljahresbeschwerden, vermehrtem Stress und schließlich in manifester postmenopausaler Osteoporose manifestieren kann.
Auch Medikamente (Cortison, synthetische Hormone) und Dauerstress (Cortisolüberschuss durch zu langsamen Abbau oder erneuter Stressbelastung der Nebennieren) können hier langfristig zu einer Entkalkung beitragen, ebenso wie eine diabetische Stoffwechsellage und weiteren hormonellen Dysbalancen, die durch verschiedenste Toxine (etwa Blei und Cadmium) sowie Weichmacher und Lösungsmittel verursacht werden können.
Auch Anämien können Osteoporose begünstigen (Mangel an Eisen, B12, Kupfer, B1, B6…).
Interessant sind Zusammenhänge mit Bakterien wie verschiedenen Stämmen des Bacillus Subtilis. Diese werden in Fachkreisen schon lange als potente Probiotika eingesetzt und hängen eng mit Vitamin K2 sowie mit gut verfügbaren Mineralien wie Magnesium zusammen – Zusammenhänge zwischen etwa natto-reicher Kost und verminderter Osteoporoseneigung inbegriffen.
Daran ist insbesondere bei der Mundhygiene und auch bei Parodontose/Parodontitis zu denken!

Maßnahmen
Reduktion von E-Smog, geeignete Bewegung, Gymnastik, Rolfing/Liebscher und Bracht, ggf. eine Entsäuerung sind Basissäulen einer guten Knochengesundheit.
Ein Faszientraining jedweder Art sowie geeignete Akupunktur mit Nadeln oder auch per Laser kann kurzfristig sehr gut Linderung verschaffen, ist aber bei fortgeschrittenen Problemen nicht immer zielführend.
Als sehr wichtig erachte ich auch die Bekämpfung evtl. vorhandener Pathogene wie Streptokokken und Viren.
Gerade bei Schmerzen im unteren Rücken ist immer der Darm mit einzubeziehen.

Fazit
Die Maßnahmen können sehr individuell werden und schließen natürilch den gesamten Halteapparat ein, weil niemand nur ‚Rücken‘ hat oder einen Bandscheibenvorfall.
Prävention ist deswegen so wichtig, weil das erste Symptom einer Osteoporose oft ein Knochenbruch oder ein Wirbelbruch oder ein Bandscheibenvorfall mit Schädigung eines Wirbels ist.
Durch Prävention, ausreichende Gaben entsprechender Vitalstoffe und altersgerechte Bewegung lässt sich sehr viel tun.

Literatur (Auswahl):

  1. https://www.youtube.com/watch?v=PXWKPTye_T8 und dort zitierte Literatur
  2. Podcast zum Knochenstoffwechsel, Osteoporoseprävention und Zusammenhängen
  3. Grassrootshealth – D3-Infos, Grafiken und Studien in englischer Sprache
  4. Dr. Schweikart – Informationen zu Kofaktoren von Vitamin D
  5. R. Jugdaosingh, “Silicon and bone health,” Journal of Nutrition, Health and Aging, vol. 11, no. 2, pp. 99–110, 2007.
  6. E. M. Carlisle, “Silicon: a requirement in bone formation independent of Vitamin D,” Calcified Tissue International, vol. 33,
    no. 1, pp. 27–34, 1981

 

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5 Kommentare Kommentar hinzufügen

  1. Avatar

    Hallo, ja ich möchte mehr über Osteoporose wissen, habe Zöliakie und möchte vorbeugen

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      Das ist sicherlich ein nicht seltener Zusammenhang. Verbindendes Element ist da möglicherweise Selen.
      Das müsste man individuell anamnestisch erfassen, um geeignete Maßnahmen zu ergreifen.
      Häufig sind auch zB. Rückenschmerzen und Darmprobleme (in gleicher Dermatom’höhe‘).

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      Zöliakie geht mit einer Unverträglichkeit bzgl. Gluten einher.
      Möglicherweise ist hier auch ein Selenmangel vorhanden. Selen wird auch für die Knochen benötigt: als Bestandteil von Aminosäuren, als Antioxidans und Schilddrüsenmineral, aber auch zur Entgiftung.
      Selen wird auch für Proteoglykane der Knochen und Knorpel gebraucht, kann also auch hier eine Rolle spielen.

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    Hervorragende Zusammenstellung und professionell geschwerpunktet! Vielen Dank dafür! Ein Hinweis vielleicht noch: mit rohem Gemüse erwerben wir viele wichtige Vitalstoffe, (bis auf Bor, das fehlt in industriellen Feldfrüchten fast gänzlich) wenn der Anteil an den Speisen mindestens 50% beträgt und für eine funktionierende Darmflora gesorgt ist. (EMa) Gleichzeitiger Verzicht auf Zucker und Mehlprodukte hilft auch viel mit.
    LG, Johann

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      Danke 🙂
      Vielleicht wird es noch dauern, bis das vollständig erkannt wird.
      Der entscheidende Zusammenhang besteht für mich in der Eigenschaft von Kieselsäure, für Bodenbakterien Nahrung zu sein und damit Humusbildung zu fördern. Rohes Gemüse verträgt leider nicht jeder; gleichwohl ist es sehr gesund.
      Die Zusammenhänge mit etwa Subtilis-Bakterien wird klarer, wenn man Studien zu Natto und Vitamin K2 anschaut.

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