Xylit, Birkenzucker oder E967: nützlich oder schädlich?

Xylit ist eigentlich ein Xylitol, das bedeutet ein Zuckeraustauschstoff (ein etwas irreführender Begriff, was ich weiter unten noch ausführen werde), der auch als E967 als Lebensmittelzusatzstoff Verwendung findet.

Es geht hier um die reduzierte Form von Xylose, einem ‚Holzzucker‘, der also in vielen (den meisten?) Pflanzen vorkommt und enzymatisch gewonnen wird (aus Xylan, einem Abkömmling von Cellulose (1)). Zweiter Herstellungsweg: über saure Hydrolyse (die unter physiologischen Bedingungen – sei es bei Pflanzen oder Tieren und Menschen – eher weniger existent sind.
Die mehrstufig beschriebene Herstellung erklärt auch, dass die Synthese von reinem Xylitol wohl nicht so ganz einfach ist und von der Enzymausstattung des Individuums abhängt, was auch seine potentielle Toxizität für manche Lebewesen ausmachen könnte (wobei alles eine Dosisfrage ist, denn es geht hier um eine orthomolekulare Substanz, wie wir noch sehen werden).

Xylose ist also der ‚Holzzucker‘ oder im engeren Sinne eigentliche ‚Birkenzucker‘  – ein Monosaccharid. Aufgrund der Verwandtschaft der Substanzen sei betont:
1. Auch Xylose ist weniger süß als Saccharose (67% lt. wikipedia)
2. Wird vom menschlichen Organismus nicht abgebaut (allerdings von bestimmten Bakterien schon!, s. Enzymausstattung relevanter Spezies).
3. Xylose wird daher als Untersuchung der Magenentleerung in der Magen-Darm-Diagnostik eingesetzt.

Xylit = Xylitol ist die reduzierte (offenkettige) Form der Xylose, also eigentlich ein Zuckeralkohol.
Zuckeralkohole werden vermutlich deshalb als Zuckeraustauschstoffe beschrieben, weil sie anstelle von Zucker eingesetzt werden können: mit einer Süßkraft, die an der von gewöhnlichem Haushaltszucker – Saccharose als Disaccharid-‚Referenz‘ – gemessen wird.
Manche haben vergleichbare oder weniger Süßkraft, manche deutlich mehr (wie zb. bei Steviolglykosiden oder Rubusosiden bzw. auch synthetischen Süßstoffen wie Sucralose, Aspartam und Neotam – um nur einige zu nennen. Ein weites Feld, das ich hier nicht weiter beackern kann).
Die Süßkraft von Xylitol ist etwas geringer als die von Saccharose.

Xylit ist also ein Stoff, für den die Bezeichnung ‚Birkenzucker‘ nicht 100% zutreffend ist, da er derart weitverbreitet vorkommt, also nicht nur in Birkenholz oder Birkenlaub (Pflanzenmaterial, aus dem eben das Endprodukt gewonnen werden kann).

Einen Satz aus der wikipedia im Eintrag von Xylit (1c) möchte ich wortwörtlich zitieren und damit die orthomolekulare Natur dieses Stoffes betonen:
‚Als Zwischenprodukt werden im menschlichen Körper während des Kohlenhydratabbaus täglich 5 bis 15 Gramm Xylit in der Leber hergestellt.‘
Diese enorme Menge wird natürlich entsprechend der Leberleistung wieder abgebaut und misst sich an der Enzymausstattung des Menschen.

Süßkraft: ca. 1:1 im Vergleich zu ‚Haushaltszucker‘ = Saccharose, also etwas ‚süßer‘ als Xylose.
Das bedeutet auch: Zuckeralkohole scheinen in manchen Fällen sensorisch interessant zu sein als Lebensmittelzusatz.
Das ist nicht nur wegen des verminderten Zuckerbedarfs in Lebensmitteln sinnvoll, sondern auch wegen der Insulinsensitivität und des glykämischen Index bzw. der Glykämischen Last.
Hier machen wir ein Riesenfass auf, was die Diskussion um Zucker und Insulin betrifft.
Eine zusätzliche Insulinproduktion belastet nicht nur die Leber, sondern vor allem auch die Pankreas/Bauchspeicheldrüse (Insulin ist ein Peptidhormon aus 53 Aminosäuren), was also auch den Proteinstoffwechsel und Enzymstoffwechsel zusätzlich belastet.
Gute Nachrichten: Xylitol ist nicht nur nicht abbaubar ( gewissermaßen ein Ballaststoff), sondern auch ohne Insulinwirkung, verbraucht also nicht zusätzlich Insulin.

Daraus könnte man ableiten, dass Xylitol doch eine wunderbare Sache ist, wenn man es in Maßen einsetzt.

Wie bei René Gräber beschrieben, gibt es genug Studien zu dieser Substanz, die der Körper ja auch selbst herstellt, und zwar wie gesagt in erheblichen Mengen (2, 5).

Warum Xylit vergleichweise teuer ist

Jedes anders abstehende ‚Ärmchen‘ in der Struktur in Zuckern oder zuckerähnlichen Stoffen wie Xylit kann zu einer deutlich anderen Wirkung führen, die eine rein physikalische (wie etwa Wasserbindung) betrifft.

Die mehrstufigen Herstellungs-Prozesse müssen unbedingt sauber durchgeführt werden, sonst macht es keinen Sinn, sie in Lebensmitteln einzusetzen.Wenn das der Fall ist, kann Xylitol sehr viel Gutes tun.

Allerdings werden hier manchmal zweifelhafte Biotech-Prozesse und Ausgangsstoffe wie Altpapier und Holzabfälle eingesetzt, die vermutlich der Gewinnmaximierung dienen und nicht dem Einsatz als sicheres Lebensmittel.
Gute Quellen wären etwa Maiskolbenreste (sofern nicht genbehandelt/-manipuliert), Kartoffeln, Weiten/Getreide (gleiches Thema wie bei Mais) und andere entsprechend xylosereiche Stoffe (weil dann der Prozess der Hydrolyse wegfällt und das Produkt schon enantiomeren-/spiegelbildisomeren)rein-. bzw. isomerenrein anfällt!).

Ein Ärgernis, was aber nicht zu ändern ist.

Hier kann nicht unterschieden werden, ob ein genmanipuliertes Hefeprodukt eingesetzt wird zum Gewinnen von Xylitol – und wie sauber das dann ist (Analytik bzw. Trennmethoden erforderlich!).
Die Verunreinigung mit plasmidartigen DNA-Teilchen spielt hier sicherlich auch mit hinein; auch hierauf kann ich nicht im Detail eingehen. Es macht aber keinen Sinn, eine Technologie einzusetzen, die man nicht verstanden hat, die den Umsatz vielleicht temporär steigert (wobei das auch nicht dauerhaft gilt, wie aktuell zu sehen ist!), dafür aber einen Dauerschaden produziert (was ebenfalls immer deutlicher wird, wie man an den Entwicklungen in Mittel- und Südamerika sehen kann).
Deshalb sollte auch kurzfristig eine Kennzeichnungspflicht erfolgen, mittelfristig einen Analysebatterie für DNA-Verunreinigungen, bakteriellen Verunreinigungen und der Nachweisbarkeit einer wirklich sauberen insbesondere proteinfreien Produktion, die hier imo zweifelsfrei möglich ist – und langfristig eine Abkehr von genmanipulierten Lebensmitteln und Nahrungsergänzungen – wenn ich gefragt werden würde, dann würde ich das auch so transportieren wollen.

Leider muss man sich hier (noch) auf das Label ‚ohne Gentechnik‘ verlassen können. Wenn das denn eingehalten wird.

Wer sich unsicher ist: Analysenzertifikat anfordern und nachfragen, woher das alles stammt.

Warum ist Xylit so besonders?

Was Xylitol so besonders macht, ist seine NICHT-Fermentierbarkeit. Bzw.: unter den Bedingungen der Mundhöhle kann Xylit von entsprechenden Mundmikroben nicht verwendet werden als Energiequelle.
Das bedeutet eigentlich auch – wie jetzt schon mehrfach betont – dass der Darm Xylitol auch nicht aufspalten kann (unter den Bedingungen einer gesunden Darmflora!).
Daraus ergibt sich AUCH eine gewisse abführende Wirkung wegen der osmotischen Wirkung: zieht Wasser an, führt zu beschleunigter Ausscheidung.

Weitere Eigenschaften:
-erzeugt auf der Zunge eine Kühleffekt (ähnlich zb. MSM, das ist immer substanzspezifisch)
-ist aufgrund der beschriebenen Eigenschaften kalorienarm bzw. -frei
-antikariogene Wirkung WEGEN der nicht-Abbaubarkeit durch Bakterien, hier zb. Strepkokokkus mutans
-wird auch bei Kindern zb. bei Mittelohrentzündung eingesetzt

Studienlage

Hier wird wie so oft die Macht der Zuckerindustrie deutlich.
Es gibt nach Stand 8/24 über 200 Metastudien (Einträge bei pubmed), die eine positive Wirkung von Xylitol aufzeigen.
Allerdings muss hier auch differenziert werden, WOFÜR und in welchem Zusammenhang.
Meist wird der Einsatz als Zahnpflegekaugummi genannt.
Das ist in meinen Augen etwas anderes als der Einsatz als  ‚Mundmittel im Rahmen eines ‚Ölziehens‘. S. dazu auch meinen Artikel zum Thema ‚Ölziehen‘ https://bruno-kugel.de/silizium-und-zaehne-3-oelziehen-eine-vergessene-prophylaxe/.
Denn: bei den Zahnpflegekaugummis sind oftmals weitere Süßstoffe mit unklarer (negativer) Wirkung für den Körper enthalten.
Bei Mitteln wie Kombis aus Minze, Kieselsäure und Xylitol – also natürlich vorkommenden und oft konsumierten Lebensmitteln – ist bei bestimmungsgemäßer Verwendung als keinerlei unerwünschte Nebenwirkung zu erwarten.
Man hat also nichts zu verlieren – vielleicht allenfalls die Karies bzw. die schadverursachenden Bakterien, die das Mundmikrobiom durcheinandergebracht haben.

Es kommt also auf die Kombination von Silizium + X an – wenn man das aus der Perspektive von Kieselsäure betrachtet (auf die Bedeutung der Kieselsäure für die Mundgesundheit und Zahngesundheit habe ich schon mehrfach hingewiesen).
Man könnte auch den Perspektivwechsel wagen und das ganze aus Sicht des Xylits sehen.
Die Kombination macht einen großen Unterschied – das zeigen nicht nur die vielfach eingesetzten ‚Mundmittel‘, sondern auch die Vielzahl an eingesetzten Zahnpasten mit und ohne ‚Silizium‘. Darüber kann man wirklich sehr viel sagen.

Noch eine Anmerkung: wenn das Mundmikrobiom – insbesondere im Bereich der Backenzähne bei erwachsenen, aber auch über die Lymphe im Hals/Nase/Rachen bei Kindern – wiederholt Infekte verursacht, kann das AUCH eine Quelle für wiederkehrende Mittelohrentzündungen und stressbedingtem Tinnitus sein.
Auch hier sollte auf die Zahn- und Mundgesundheit (zb. unterstützendes Zungenschaben usw.) geachtet werden. Denn die Verbindung ist offensichtlich: die Eustachius’sche Röhre ist die Verbindung zwischen Mundraum und Mittelohr.

FODMAP: Stoffwechsel und Enzymausstattung sind entscheidend

der Einsatz von Xylit im Rahmen einer FODMAP-Ernährung ergibt sich aus dem bereits Gesagten: nicht FODMAP-kompatibel ergibt sich schon aus der Feststellung, dass FODMAP fermentierbare Lebensmittel einsetzt, die entsprechende Anwesenheit von Bakterien UND fermentierbare Zucker erfordern.

Das ist bei Xylit nicht gegeben (eben weil Xylit nicht oder nur sehr langsam mikrobiell abgebaut wird). Und deshalb ist zb. Bacillus subtilis auch nicht im Silicium Refresh (rilling-healthcare.de) enthalten.

Bei empfohlenen (!) Konsummengen von 6 Gramm und zum Beispiel einer beabsichtigten Anwendung als ‚Mundmittel‘ zum ‚Ölziehen‘ KANN bei bestimmungsgemäßer Verwendung (mit anschließendem Wiederausspucken) eigentlich nur positiv-erwünschtes passieren.

Insofern möchte ich hier auch Entwarnung geben für die Kritiker.

Bei Hunden ist allerdings Vorsicht geboten (wobei auch hier unterschieden werden muss; allerdings ist Xylitol in nennenswerten bis größeren Mengen Mengen giftig für Hunde und ist daher tunlichst zu vermeiden; hier wäre eine andere Art der Zahnpflege interessant).

Der Stoffwechsel bei Vierbeinern ist halt anders als der bei Menschen.

Persönliche Meinung: eine Überladung des Systems bei Hunden ist vermutlich eher gegeben als bei Menschen; das regulatorische System könnte bei Hunden deutlich eher überlastet sein.
Das deckt sich mit der Aussage, dass Xylit eine Unterzuckerung bei Hunden verursacht.
Das hängt mit der erwähnten Insulinsensitivität zusammen: bei Hunden ist diese scheinbar besonders ausgeprägt: schon vergleichsweise geringe Mengen Xylitol können enorme Mengen Insulinausschüttung verursachen, was eine Hypoglykämie/Unterzuckerung bei Hunden auslöst.

Regulatorisch bedeutet: Xylitol verursacht – dosisabhängig – eine Unterzuckerung, hat also auf den Zuckerstoffwechsel des Hundes Einfluss (das muss nicht nur am Insulin liegen! Übrigens haben auch andere Zuckeralkohole eine insulinsensitivierende Wirkung – s. dazu meinen Beitrag zum Inositol).

Übrigens:

Xylit ist toxisch für Hunde, Frettchen, Kaninchen, Kühe, Ziegen und Paviane; ungefährlich für Pferde, Ratten, Rhesusaffen und Katzen.

Literatur:
1. A https://de.wikipedia.org/wiki/Xylane
1. B https://de.wikipedia.org/wiki/Xylose
1. C https://de.wikipedia.org/wiki/Xylit

  1. https://www.gesund-heilfasten.de/xylitol-birkenzucker/
  2. https://anypetz.com/de/vets/schokolade-und-birkenzucker.html
  3. https://www.transgen.de/datenbank/zusatzstoffe/2144.xylit-e967.html
  4. 5. a) allgemein
    https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/?term=xylitol&filter=pubt.clinicaltrial&filter=pubt.systematicreview&schema=alltitle
    b) antikariogene Wirkung (je nach Suchbegriff ergeben sich weitere Treffer) https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/?term=xylitol+anticariogenic&filter=pubt.clinicaltrial&filter=pubt.systematicreview
    c) Mittelohrentzündung
    https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/?term=xylitol+otitis&filter=pubt.clinicaltrial&filter=pubt.systematicreview

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