Inositol lässt schon erahnen, dass es hier biochemisch gesehen um einen Alkohol geht; die Endung -ol ist namensgebend.
Das bedeutet, es ist ein Signalmolekül und Wasserabkömmling.
Im ersten Beitrag zum Thema ‚Lektine‘ ist vielleicht nicht die volle Bedeutung des Zuckeralkohols und Vitamins Inositol (Vitamin B8) klargeworden. Daher möchte ich einige weitere wichtige Details dieses Ausnahmestoffs klarmachen. Auch in Symbiose bzw. Interaktion und gewohnter Manier der Wechselwirkung und Synergien mit anderen Stoffen, wie es vermutlich seinesgleichen sucht (der letzte Zusatz deswegen, weil ich das immer häufiger, von immer mehr unabhängigen Stellen und fragenderweise gespiegelt bekomme, ich möge doch BITTE WEITERMACHEN).
Gebildet wird der Zuckeralkohol Inositol vorrangig in den Nieren, aber auch in der Leber – und er fällt als Zwischenprodukt im Körper an. Denn er wird auch in erheblichen Mengen mit der Nahrung aufgenommen und damit als Zwischenprodukt gebildet.
Auch bei pflanzlichen Produkten wird es als Zwischenprodukt gebildet; allerdings ist hier völlig unklar, in welcher Menge und ob die vielen gebildeten Formen reines bioverfügbares phosphatfreies Inositol enthalten (was für eine Bewertung des reinen Inositols in UNGEBUNDENER Form sehr wichtig wäre!).
Die mögliche Bildung aus Glucose (auf bakteriellem Weg?) und die Zufuhr aus der Nahrung verleitet viele zu der Aussage, dass Inositol nicht wichtig sei und hat auch dazu geführt, dass Inositol seinen Vitaminstatus als Vitamin B8 verloren hat. Warum ist das so?
Vielleicht hat man hier nicht genau genug hingesehen.
Angesichts des Einsatzes besonders bei Insulinresistenz, metabolischem Syndrom und diabetischen Stoffwechsellagen – gerade bei Frauen – wäre eine genauere Betrachtung sinnvoll.
Zu den einzelnen Formen möchte ich nicht SO viel verlieren, obwohl das eigentlich das wichtige ist. Aber es schalten die meisten sowieso ab und wollen das einfach, vereinfacht und zusammengefasst haben. Dieser Vereinfachungs- und Zusammenfassungsprozess lässt aber möglicherweise wichtige Details unter den Tisch fallen – so zb. 7 der 9 bekannten Isomere von Inositol (1).
Die bekannten und häufigst diskutierten beiden Formen/Isomeren sind im Folgenden gemeint, wenn ich von Inositol spreche:
1. Myo-Inositol
2. D-Chiro-Inositol
Das ganze mit Einschränkung, weil Bakterien wie Bacillus subtilis Inositol auch als Kohlenstoff- und damit Energiequelle nutzen können (inklusive Abbau und ggf. Isomerisierung, denn unser Körper und damit auch unser Mikrobiom können Inositol aus Glucose gewinnen (das war im Übrigen der Grund der ‚Aberkennung‘ des Vitaminstatus von Inositol)
Interessanterweise werden auch die beiden erwähnten Isomeren hier genannt (2).
Die veraltete Bezeichnung ‚Muskelzucker‘ bezieht sich auf Muskeleffekte und im wesentlichen auf das Isomer myo-Inositol.
Doch dazu noch etwas später.
Zunächst zu der Aktivierung von Inositol via Phosphat.
Hier hatte ich bereits Stellung genommen; interessant sind hier die Befunde, dass Kieselsäure und Phosphat in biologischen Systemen allgemein austauschbar sind und die Aktivierung von Vitalstoffen allermeist über Phosphatierungsprozesse oder ATP-asen läuft.
Nein, dazu wird es keine ausufernde Literaturliste geben; es gibt genug Treffer und Argumentationen dafür. Sowohl in der Mainstreampresse als auch in der Spezialliteratur.
Das bedeutet aber auch: Kieselsäure ist ein biochemisch aktiver Nutrient eigentlich aller B-Vitamine und auch der fettlöslichen Vitalstoffe, kann also den Fettstoffwechsel günstig beeinflussen.
Außerdem ist es als Vorläufermolekül an der Synthese von Insulin beteiligt – daher kommt möglicherweise die Beobachtung und der Einsatz bei diabetischen Stoffwechsellagen (auch und besonders in der Schwangerschaft, wenn die Geschwindigkeit und Kapazität des Körpers, Zucker angemessen gut zu verwerten manchmal gestört ist).
Hier gibt es zusätzlich Querverbindungen zum Eisen, das besonders in den Keimzellen/Eierstöcken für eine regelrechte Funktion des Zyklus dringend gebraucht wird.
JETZT kommt die Bestätigung via Studiendaten: ja, das scheint so zu sein. Insbesondere bei Diabetes, Schilddrüsenproblemen autoimmuner (also in der Reaktion überschießender) Prozesse oder in hormonell gesteuerten Lebenslagen (Schwangerschaft, Gestationsdiabetes, ‚Schwangerschaftsvergiftung‘) und dergleichen mehr (zb. 3,4).
Das gilt insbesondere für Frauen, bei denen statistisch gesehen Schilddrüsenprobleme deutlich öfter ( bis zu 8x häufiger) auftreten als bei Männern.
Auch die fruchtbarkeitsfördernde und zyklusausgleichende Wirkung einer Kombination lässt sich so recht schlüssig erklären und entsprechend mit Studien belegen.
Beispiele sind PCOS, ‚Schokoladenzysten‘ (letzthin gelesen; ein wirklich verniedlichender, entwürdigender und nichtssagender Ausdruck).
Interessanterweise scheint es auch den Blutdruck günstig beeinflussen zu können (systolische UND diastolische Werte).
Da die Bildung in den Nieren erfolgt und die Blutdruckregulation ebenfalls (über das RAAS-System), ist das auch recht gut logisch nachvollziehbar (nicht nur über die osmotische Wirkung, sondern auch über die Mitregulation des Blutdrucks etwa via Kieselsäure und letztlich über Natrium-Protonen-Antiporter, die über Natriumretention ihrerseits die Blutmenge beeinflussen).
Inositol spielt also auch im Rahmen eines metabolischen Syndroms übergewichtiger Frauen eine Rolle; wie der Bedarf sich mit steigendem Körpergewicht verändert, ist so bis heute meines Wissens nicht untersucht worden.
(Hier sind übrigens sehr interessante Synergien sichrbar mit der Kombination aus Silicium und MCT-Öl)
Aus den eingesetzten Mengen in den verfügbaren Studien geht hervor, dass Dosierungen von zum Beispiel 2×2 Gramm sicher sind und Nebenwirkungen erst ab 12 g Tagesdosis und nur sehr selten auftreten (wenn, dann Verdauungsprobleme, was bei derartigen Dosierungen auch kein Wunder ist).
Tox.-Daten weisen bei Mäusen eine LD50 von 10 Gramm pro kg Körpergewicht aus, was auf den Menschen umgerechnet 75-80 Gramm wären.
Es ist also ziemlich unrealistisch, derart viel zu konsumieren und die Wirkung bezieht sich recht wahrscheinlich auf Phänomene osmotischer oder mineralregulatorischer Natur, hat also auch einen Zeitverlauf (Kinetik, Wasserzufuhr etc.).
Demgegenüber stehen LD50-Werte von ca. 25,8 g/kg bei D-Glucose (Ratten).
Man könnte vereinfacht sagen, dass Inositol als ‚Zuckeraustauschstoff‘ nur 2,5 mal giftiger ist als Zucker. Allerdings scheint mir dieser Vergleich etwas zu kurz zu greifen.
Die testosteron’senkende‘ Wirkung bezieht sich auf ein ÜBERmäßiges Haarwachstum, das entsprechend reguliert wird.
Und: auch diese Wirkung ist wie die anderen von Inositol dosisabhängig.
In der Wechselwirkung mit niedermolekularen Peptiden und Signalmolekülen ist Inositol übrigens ähnlich dem Cholin und wird entsprechend in Triglyceriden als Phosphatidylinositol gefunden, also in Kombination mit Glycerin bzw. auch Fettsäuren (à Membranproteine, Golgi-Apparat…), zb. auch wahlwese mit Phosphatidylserin (was seinerweits ein Substrat für Serinproteasen ist. Damit gibt es hier wieder einen Brückenschlag zu Bacillus subtilis und Nattokinase)
Besonders hier wird es wieder komplex, was die Signalübertragung angeht, also etwa den Hirnstoffwechsel betreffend.
Symptomatisch wird recht oft beobachtet, dass vermehrter Stress die Konzentrationsfähigkeit bei Frauen in Schwangerschaft und Stillzeit vermindert; hier kann Inositol für mehr klaren Kopf sorgen.
Was noch erwähnenswert ist:
Inositol kann Phosphat im Körper fangen. Das passiert insbesondere dann, wenn aufgrund von ZU phosphatreicher Ernährung und verminderter Nierenleistung – etwa bei Patienten mit schlechter GfR nahe der Dialyse – aufgrund der Lebensweise oder bei Diabetes-Spätfolgen – die Blutphosphatwerte zu hoch sind.
die Folgen können hier sein:
Calciumphosphatablagerungen in den Gefäßen – also eine Verschärfung einer atherosklerotischen Stoffwechsellage. Aber auch eine verminderte Verfügbarkeit von Eisen, weil sich auch Eisen in Form unlöslicher Phosphate im Körper ablagern kann.
Hier kann die Synergie zum Silizium Abhilfe schaffen: ein zu viel an Phosphat i mBlut kann über eine gut dosierte (!) Kieselsäuregabe normalisiert werden. Vielleicht ist hier eine der wichtgsten Synergien zwischen Kieselsäure und Inositol ausgesprochen.
Inositol scheint also insgesamt auch eine entlastende Funktion für die Bauchspeicheldrüse (Stichwort HOMA-Index) zu haben – nicht nur in Verbindung mit Eisen (wird für Produktion von Steroidhormonen in Ovarien und Schilddrüse benötigt!) oder mit Silizium (bestimmt den Schilddrüsenstoffwechsel mit. Umgekehrt bestimmt die Schilddrüsenfunktion den Grundumsatz und auch die Aufnahme von Silizium in Form löslicher Kieselsäure) oder – sekundär – auch in bezug auf Vitamin C, das sowohl ein Synerget von Eisen als auch ein Synerget von Silizium ist.
Außerdem bestimmt Inoitol die Insulinsensitivität mit (!, 12).
So lassen sich bestimmte Präparate in der Wirkung recht gut auseinanderdividieren und in ihrer Wirkung als Monopräparate, aber auch als Kombipräparate bewerten.
Literatur
1. Wikipedia-Eintrag
https://de.wikipedia.org/wiki/Inosit
2. https://www.researchgate.net/publication/318406464_Bacillus_subtilis_IolQ_DegA_is_a_transcriptional_repressor_of_iolX_encoding_NAD-dependent_scyllo-inositol_dehydrogenase
3. Studien zum Thema Inositol und PCOS etwa hier:
Unfer V, Nestler JE, Kamenov ZA, Prapas N, Facchinetti F. Effects of Inositol(s) in Women with PCOS: A Systematic Review of Randomized Controlled Trials. Int J Endocrinol. 2016;2016:1849162. doi: 10.1155/2016/1849162. Epub 2016 Oct 23. PMID: 27843451; PMCID: PMC5097808.https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27843451/
4. Studienlage im Vergleich mit Metformin
Fatima K, Jamil Z, Faheem S, Adnan A, Javaid SS, Naeem H, Mohiuddin N, Sajid A, Ochani S. Effects of myo-inositol vs. metformin on hormonal and metabolic parameters in women with PCOS: a meta-analysis. Ir J Med Sci. 2023 Dec;192(6):2801-2808. doi: 10.1007/s11845-023-03388-5. Epub 2023 May 6. PMID: 37148410.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37148410/
5. Inositol Nutritional Supplementation for the Prevention of Gestational Diabetes Mellitus: A Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35889788/
6. Insulin-sensitising drugs (metformin, rosiglitazone, pioglitazone, D-chiro-inositol) for women with polycystic ovary syndrome, oligo amenorrhoea and subfertility
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29183107/
7. Inositol supplement improves clinical pregnancy rate in infertile women undergoing ovulation induction for ICSI or IVF-ET
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29245250/
8. The effects of inositol supplementation on lipid profiles among patients with metabolic diseases: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29793496/
9. Blutdrucksenker – systolisch UND diastolisch!
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34330516/
10. Wirkung als ‚second messenger‘ – unerwartete Synergien:
Se + Inositol vs. Schilddrüsenerkrankungen (im weiteren auch: fettstoffwechselregulierend + wirkverstärkend auf Vitamin E)
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38147023/
11. Combined treatment with Myo-inositol and selenium ensures euthyroidism in subclinical hypothyroidism patients with autoimmune thyroiditis
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24224112/
12. Giordano, D., Corrado, F., Santamaria, A., Quattrone, S., Pintaudi, B., Di Benedetto, A. and D’Anna, R. (2011). Effects of myo-inositol supplementation in postmenopausal women with metabolic syndrome.Menopause, 18(1), pp.102-104.